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Per verba ad astra
Per #verba ad #astra
- Oder: Warum heute redet, wer nichts mehr zu sagen hat
#Gütersloh, 7. Dezember 2025
Früher musste man noch etwas #können, um bekannt zu werden. Heute reicht es, dabei #gefilmt zu werden, wie man so tut, als würde man etwas können. Leistung war gestern. Sichtbarkeit ist heute. Und sichtbar ist, wer spricht. Nicht selten: ununterbrochen.
Die #Social #Media haben das Leistungsprinzip nicht abgeschafft – sie haben es übersetzt. #Erfolg misst sich nicht mehr in #Qualität, sondern in #Reichweite (in #Quantität). Nicht mehr in #Inhalt, sondern in #Interaktion. Wer früher ein #Experte war, hatte #Fachwissen. Wer heute #Experte ist, hat ein #Ringlicht.
Das Fatale: Das Wort hat die Tat nicht nur begleitet, es hat sie ersetzt. Ein politisches Problem wird nicht mehr gelöst, sondern »kommuniziert«. Eine Krise wird nicht bewältigt, sondern »eingeordnet«. Ein Skandal wird nicht aufgearbeitet, sondern »aufgenommen«. Und das möglichst in unter 30 Sekunden.
#Politik ist inzwischen eine Abteilung der #Selbstbeschreibung. Aussagen müssen nicht mehr stimmen – sie müssen funktionieren. Fakten sind dabei höfliches Beiwerk. Hauptsache, die Emotion sitzt. Ein Tweet wiegt heute mehr als ein Gesetz. Und eine gut platzierte Empörung ersetzt locker ein schlecht gemachtes Konzept.
Auch die Medien machen zuverlässig mit. Wo früher recherchiert wurde, wird heute »reaktiert«. Wo früher geprüft wurde, wird heute geteilt. Man sendet nicht mehr, man schwingt mit. Am besten im Takt der Erregungskurve. #Journalismus ist nicht tot – er hat nur sehr viele #Filter bekommen. Und kaum einer heißt noch »#Wahrheit«.
Und das Publikum?
Das #Publikum ist #begeistert. Endlich darf jeder senden. Endlich darf jeder deuten. Endlich darf jeder alles wissen – sofort, endgültig und ohne Zweifel. Wer zweifelt, verliert. Wer schreit, gewinnt. Wer differenziert, wird überhört.
So hat sich unbemerkt eine neue Elite gebildet: Nicht die #Klugen. Nicht die #Fleißigen. Nicht die #Fähigen. Sondern die #Formulierungsstarken, die besten #Selbstdarsteller.
Man muss heute nichts mehr bauen, um aufzusteigen. Es reicht, es gut zu beschreiben, wie man es bauen würde. Man muss nichts mehr ändern, nur erklären, warum man es wollte. Scheitern ist kein #Misserfolg mehr, sondern ein »#Narrativ mit Lernkurve«.
Und während irgendwo noch jemand tatsächlich arbeitet – im #Labor, auf der #Baustelle, im #Klassenzimmer oder im #Pflegezimmer – erklären ihm andere mit sehr fester Stimme, wie die Welt wirklich ist.
Früher hieß es: »Per aspera ad astra« – durch Mühsal zu den Sternen. Heute gilt: »Per verba ad astra« – durch Worte ganz nach oben. Und je weniger dahinter ist, desto lauter müssen sie sein.
