Die meisten Aerzte sind heute Eilpraktiker

Die meisten #Ärzte sind heute #Eilpraktiker

#Gütersloh, 10. November 2025

Warten ist die neue Therapieform. Kaum hat man im #Wartezimmer Platz genommen, beginnt der #Kreislauf zu arbeiten – vor allem der der Geduld. Wer heute einen Arzttermin ergattert, hat bereits das erste Wunder der modernen Medizin erlebt. Doch wehe, man erwartet anschließend menschliche #Zuwendung oder gar #Zeit. Die ist in Praxen seltener als #penicillinresistente #Bakterien.

Früher sprachen Ärzte mit ihren #Patienten, heute scannen sie sie. Zwischen #Bildschirm, #Blutdruckmanschette und #Bonusabrechnung bleibt nur ein kurzer Blick – meist in Richtung #Monitor. Das #Stethoskop hängt noch dekorativ um den Hals, doch der eigentliche Puls, der gezählt wird, ist der Takt der Abrechnungseinheiten.

Die #Medizin ist zur Fließbandkunst geworden. Kaum hat man das Symptom formuliert, klickt es schon in der #Datenbank: »Diagnose bestätigt, Rezept folgt, bitte nächster Patientin.« Der #Arzt lächelt müde, aber effizient. Er praktiziert eben – eilends. Nicht, weil er will, sondern weil das System es diktiert. Der »Eilpraktiker« ist das Produkt einer Zeit, in der die Gesundheitspause selbst auf 5 Minuten begrenzt ist.

Man könnte es fast poetisch nennen, wie schnell die moderne Medizin geworden ist. Der Mensch als #Datensatz, die #Behandlung als #Zeiteinheit, die Empathie als nicht abrechenbare #Leistung. Und trotzdem: Ganz ohne #Zynismus – viele Ärzte leiden selbst unter diesem Dauerlauf. Sie wollten heilen, nicht hetzen. Doch zwischen #Formularen, #Fallpauschalen und #Fachkräftemangel bleibt nur noch ein Rennen gegen die Uhr.

Vielleicht wäre es Zeit für eine neue Fachrichtung: die Entschleunigungsmedizin. #Sprechstunde ohne #Bildschirm, #Diagnose ohne #Drucker, #Zuhören ohne #Stoppuhr. Bis dahin gilt: Wer gesund bleiben will, sollte versuchen, seinen Arzt möglichst selten zu brauchen. Nicht, weil er schlecht wäre – sondern weil er gerade wieder los muss.