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Ueber die Alpha Frau
Über die Alpha Frau
#Gütersloh, 29. Oktober 2025
Von außen betrachtet scheint alles klar: Da sind sie, die Frauen an der #Spitze. Souverän, klug, strategisch. Sie führen #Regierungen, #Konzerne, #Institutionen. Sie entscheiden über Milliardenetats, verhandeln mit Staatschefs, dirigieren Ministerien. Sie sind – so nennt man sie gern – #Alpha #Frauen.
Doch wer den Begriff ausspricht, spürt sofort, dass er nicht so selbstverständlich klingt wie sein männliches Pendant. »Alpha Männchen« – das ruft sofort Bilder wach: einen #Gorilla, einen #Vorstandsvorsitzenden, den #Typus, der sich mit breiten Schultern durchsetzt und das #Rudel anführt. Bei den Frauen hingegen ist das Bild verschwommener, widersprüchlicher, ja fast schon ambivalent.
Denn die »Alpha Frau« ist kein weiblicher Gorilla. Sie kämpft nicht mit Fäusten, sie droht nicht mit Gewalt. Ihre Waffen sind andere – subtilere, leisere, manchmal gefährlichere. Wo Männer in Hierarchien denken, denken Frauen in Systemen. Wo Männer #Fronten bilden, bauen Frauen #Netze.
Zwischen #Macht und #Mimikry
Das Wort »Alpha« kommt aus der #Ethologie, aus der Beobachtung tierischer Rangordnungen. Doch in menschlichen Kontexten verschiebt sich seine Bedeutung. #Macht ist nicht mehr sichtbar durch physische #Stärke, sondern durch #Präsenz, #Deutungshoheit, vermeintliche #rhetorische #Überlegenheit. Eine »Alpha Frau« ist selten die Lauteste im Raum. Sie ist die, auf die alle hören, wenn sie endlich etwas sagt.
Und dennoch: Das Bild der mächtigen Frau bleibt bis heute von Ambivalenzen durchzogen. Während der »Alpha Mann« als durchsetzungsstark gilt, wird die »Alpha Frau« oft als »kalt« oder »berechnend« beschrieben – Eigenschaften, die man bei Männern als Tugend, bei Frauen als Makel wahrnimmt. Die gesellschaftliche Matrix, in der sie sich bewegt, ist eine andere. Sie verlangt Stärke, aber auch Anpassung. Selbstbehauptung – aber bitte nicht zu viel davon.
In den großen Apparaten – #Politik, #Wirtschaft, #Verwaltung – kleiden sich »Alpha Frauen« oft in den Uniformen der Vernunft: taillierte Blazer, gedeckte Farben, sachliche Sprache. Ursula von der #Leyen, Christine #Lagarde – Frauen, die in Ämtern wirken, in denen #Weiblichkeit und Macht aufeinanderprallen. Ihre Kleidung, ihre Haltung, ihr Tonfall: alles ist kalkuliert. Sie verkörpern Souveränität, aber auch Distanz. Eleganz ohne Verführung, Autorität ohne Aggression.
Es ist kein Zufall, dass sich der Stil mächtiger Frauen über Jahrzehnte »entfeminisiert« hat. Das Businesskostüm ist ein Panzer aus Stoff. Ein Kompromiss zwischen Zugehörigkeit und Anderssein. Denn zu feminin darf Macht nicht erscheinen. Zu männlich aber auch nicht. Die »Alpha Frau« balanciert zwischen diesen Polen – ein ästhetisches und symbolisches Minenfeld.
Das unsichtbare #Territorium
Während männliche Macht in der Regel sichtbar inszeniert wird – Statussymbole, Titel, Büros, Privilegien – entfaltet sich weibliche Macht oft im Verborgenen. Sie funktioniert über Beziehungen, Allianzen, Netzwerke. Nicht über Konfrontation, sondern über Konsens. Das »Alpha Weibchen« führt, indem es vermittelt.
Man könnte sagen: Alpha Männer erobern Territorien. Alpha Frauen gestalten sie. In Unternehmen oder Institutionen zeigt sich das immer wieder: Frauen an der Spitze sind häufig weniger »Anführerinnen« im heroischen Sinne, sondern »Autoritäten« im stillen. Sie orchestrieren, koordinieren, spinnen Fäden. Und das nicht selten so unauffällig, dass man ihre Macht erst erkennt, wenn man gegen sie läuft.
Die #Biologie mag männliche #Dominanz in #Lautstärke und #Körpergröße verorten – doch in der Soziologie der Geschlechter zeigt sich eine andere Art von Rangordnung: Frauen kämpfen selten physisch, sondern sozial. Ihre Waffen sind Sprache, Charme, Loyalität, Timing. »Schlägereien gibt es eher weniger«, sagt ein Personalchef trocken. »Aber Intrigen, Kommunikationsspiele, unterschwellige Kämpfe um Einfluss – die sind oft raffinierter.«
Man könnte das negativ lesen. Oder man erkennt darin schlicht eine andere Machttechnik – eine, die sich an die Bedingungen angepasst hat. Denn Frauen, die in männlich geprägte Systeme eintreten, müssen oft lernen, darin zu überleben, ohne sie frontal zu zerstören. Sie verändern Strukturen, indem sie sie nutzen.
#Schulen, #Cliquen, #Ministerien
Das Phänomen der »Alpha Frau« beginnt früh. Schon in Schulklassen lassen sich kleine Hierarchien beobachten: Diejenige, die entscheidet, wer dazugehört, wer eingeladen wird, wer die Tonlage bestimmt. Doch während männliche Dominanz sich dort oft über körperliche Stärke oder Lautstärke zeigt, entsteht weibliche Rangordnung über soziale Kontrolle. Beliebtheit, Aussehen, Stil, Zugehörigkeit – das sind die Währungen der frühen Alpha Ökonomie.
Später, im Beruf, verschiebt sich der Fokus. Dann geht es nicht mehr um das schönste Kleid oder die beste Frisur, sondern um Zugang zu Informationen, Netzwerken, Entscheidungsräumen. Die Mechanismen bleiben erstaunlich ähnlich: Es geht um Sichtbarkeit, Zugehörigkeit, Einfluss. Nur die Bühne wird größer.
Die stille #Revolution
Vielleicht liegt genau darin die eigentliche Stärke der Alpha Frauen: in ihrer Fähigkeit, Macht neu zu denken. Nicht als Besitz, sondern als Bewegung. Nicht als Kampf, sondern als Kommunikation.
Während das 20. Jahrhundert von männlich kodierter Führungsrhetorik geprägt war – Sieg, Kontrolle, Stärke –, erfindet sich im 21. Jahrhundert eine andere Form von #Autorität. Sie ist relational, nicht hierarchisch. Sie basiert auf Vertrauen, nicht auf Angst. Und vielleicht ist das gar kein Zufall, sondern eine leise Revolution.
Die Alpha Frau zeigt: Einfluss ist nicht dasselbe wie Dominanz. Sie beweist, dass man führen kann, ohne zu befehlen. Dass man gestalten kann, ohne zu erobern. Und dass Macht, wenn sie klug eingesetzt wird, nicht trennt, sondern verbindet.
Nachklang
Bleibt die Frage, ob der Begriff »Alpha« überhaupt noch passt. Er stammt aus einer Welt der Tiere, der Rudel, der Ränge – einer Welt, in der man oben oder unten ist. Vielleicht ist die Alpha Frau längst über dieses Schema hinaus. Vielleicht ist sie keine Alpha mehr, sondern etwas Neues: eine Beta Strategin, eine Omega Netzwerkerin, eine Frau, die verstanden hat, dass Stärke nicht im Sieg liegt, sondern im Einfluss. Denn wer führt, ohne dass es jemand merkt – ist das nicht die höchste Form von Macht?
