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»NOW« Kommentar: Moralismus als Spaltungslinie

»#NOW« #Kommentar: #Moralismus als #Spaltungslinie

#Gütersloh, 28. Oktober 2025

Es ist gelinde gesagt seltsam, wie sich der #öffentliche #Raum zunehmend verengt – nicht, weil es zu wenige Stimmen gäbe, sondern weil immer weniger davon gehört werden dürfen. Die #Auseinandersetzung wird moralisch aufgeladen, die Welt in »#Gut« und »#Böse« geteilt. Diese #Absolutheit ist das Problem. Wer abweicht, gilt nicht mehr als anders denkend, sondern als moralisch verdächtig.

Zudem werden beide Zuschreibungen verabsolutiert. Mit anderen, freilich übertriebenen Worten: Es gibt nur »gut« und »böse« – und die »Guten« sind absolut »gut«, die »Bösen« absolut »böse«.

Natürlich heißt das nicht, dass es keine Fälle gibt, in denen moralische Eindeutigkeit geboten ist. Es gibt Gestalten, bei denen #Differenzierung zur #Verharmlosung würde (analog zum Grundgesetz, wonach die Relativierung des Holocaust verboten ist) – Hitler ist das bekannteste Beispiel. Aber gerade weil solche Extremfälle so selten sind, sollten sie nicht zur Folie für den alltäglichen Diskurs werden. In #Wahrheit gilt diese absolute Einteilung nur für #Wenige und #Weniges – und das meiste davon liegt – Gott sei’s getrommelt – in der #Vergangenheit.

Dabei geben sich die Lager oft nichts. Beide kämpfen mit moralischer Inbrunst um #Deutungshoheit. Doch der Unterschied liegt in der Macht: Die »Guten« sitzen in #Redaktionen, #Hochschulen, Unternehmen und #Panels – sie bestimmen, was sagbar ist. Wer auf der falschen Seite steht, riskiert Ausgrenzung. »#Cancel #Culture« ist keine Erfindung der »Rechten«, sondern eine reale Praxis sozialer Sanktion.

Die Mehrheit der Menschen bleibt dabei unsichtbar. Sie spricht nicht, sie schreibt keine offenen Briefe, sie twittert nicht. Ihre Haltung zeigt sich nicht in Talkshows, sondern vielleicht in #Wahlbeteiligungen – oder deren Rückgang. Doch die Statistik täuscht: Was würden jene wählen, die gar nicht wählen? Eine Wahlpflicht würde nichts lösen. Wer gezwungen wird, wählt nicht freier, sondern widerwilliger. Insofern verlieren Wahlergebnisse zunehmend an Bedeutung.

Ein aktuelles #Beispiel: Markus #Lanz konfrontiert #Bundestagspräsidentin Julia #Klöckner wegen eines retweeteten Beitrags mit der Überschrift »Merz macht Dunja #Hayali fertig«. Lanz hat recht: Ein solcher #Tweet ist des zweithöchsten Amtes nicht würdig. Zugleich aber zeigt sich, wie sehr sich das Gespräch selbst zum #Tribunal entwickelt. Klöckner wird moralisch vorgeführt – und Hayali, deren Stil durchaus polarisierend ist, bleibt unangetastet. Auch hier: asymmetrische #Moral.

Lanz tut am Ende genau das, was er Klöckner vorwirft: Wegen einer dummen Überschrift wird sie zur »Bösen«, obwohl sie sie gar nicht verfasst hat. Ein falsches Wort genügt, um »böse« zu werden – oder um die vermeintliche »Bösartigkeit« zu bestätigen und zu beweisen. Jedes Wort wird zum pars pro toto. Und zwar auf beiden Seiten. Denn im #Moralismus gibt es nur 2 Seiten. Das zeigt sich auch in dem dummdreisten Motto »Wer nicht für uns ist, ist gegen uns« – eine #Rhetorik, die nicht aus dem #Diskurs, sondern aus dem #Krieg stammt.

Was fehlt, ist Maß. Was fehlt, ist die Bereitschaft, #Ambivalenz auszuhalten. Der #Diskurs kennt kaum noch Grautöne – und genau die aber sind der Stoff, aus dem eine freie Gesellschaft gemacht ist.

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