»NOW« Kommentar: einmal Doppelstunde zum Krieg – »Duck and Cover« Revival?
»NOW« Kommentar: einmal Doppelstunde zum Krieg – »Duck and Cover« Revival?
#Gütersloh, 27. Oktober 2025
Alexander #Dobrindt (CSU) schlägt vor: Eine #Doppelstunde im #Schuljahr in den oberen Klassen, die sich mit »#Krieg und #Krisen« – also #Krisenvorsorge, #Bedrohungsszenarien, #Zivilschutz – beschäftigt.
Soweit klingt das zunächst harmlos: Sensibilisierung für Risiken in einer Welt mit mehr Unsicherheiten. Aber: Die Medien berichten es so, als stünde künftig regelmäßig »Krieg« auf dem Stundenplan, als werde eine Art Daueralarmpädagogik etabliert.
Das erinnert fatal an die Kampagne »Duck and Cover« in den USA in den 1950ern: Kinder Anweisungen in #Schulen, bei einem #Atomangriff unter den Tisch zu kriechen oder sich auf den Boden zu werfen und den Kopf mit einer Zeitung zu bedecken – mit dem Effekt, dass eigentliche Zivilschutzabsicht zur Symbolfigur für Angstschürung und Propagandageschürung wurde.
Warum der Vergleich passt
- Einmalige Maßnahme vs. Dauerzustand: Dobrindt spricht von einer Doppelstunde
- Medien erwecken den Eindruck von Regelmäßigkeit, Stundenreihe, Unterrichtsfach Krieg
- Inhaltliche Überspitzung – was als sachliche Vorbereitung gedacht ist (»Welche Bedrohungsszenarien gibt es? Wie kann man sich vorbereiten?«) wird so dargestellt, als würde Schule zur Kriegsschule
- Emotionalisierung statt Aufklärung – renau wie »Duck and Cover« – ursprünglich Teil eines Zivilschutzprogramms – später vor allem Symbol für #Kalter #Krieg #Panik wurde
- Mediale Verzerrung – wenn schon die Aussage »eine Doppelstunde im Schuljahr« so aufgeblasen wird, entsteht eine Diskrepanz zwischen Absicht und Wahrnehmung
Was daraus folgt
Für die Öffentlichkeit und Medien wäre eine differenzierte Berichterstattung angebracht – es geht nicht um dauerhafte Kriegsvorbereitung in #Schulen, sondern um ein Modul.
Für Schulen und Lehrkräfte folgt daraus: Die Kommunikation muss klarstellen, dass hier Sensibilisierung und kritischer Diskurs gemeint sind, nicht Alarmismus oder Militarisierung des Schulalltags.
Für die #Politik heißt das: Wenn man ernstgenommen werden will mit Krisenvorsorge, sollte die Formulierung sauberer sein – denn ein Vergleich mit »Duck and Cover« schadet eher dem Vertrauen in die Maßnahme.
Eine gute Idee – als gezielte Maßnahme, einmal pro Jahr – wird durch mediale Überhöhung zum unausgegorenem Symbol. Der Vergleich mit »Duck and Cover« trifft: Wenn Zivilschutzpädagogik zur Angstpädagogik wird, hilft keine Stunde im Jahr mehr, sondern es wächst das Unbehagen. Und genau das sollte man vermeiden. Freilich könnte und sollte das ganze im üblichen Sozialkundeunterricht und Gesellschaftskundeunterricht thematisiert werden.
