NOW Kommentar: das Stadtbild der Leere – Populismus oder Parolismus?
NOW Kommentar: das Stadtbild der Leere – Populismus oder Parolismus?
#Gütersloh, 22. Oktober 2025
Das »#Stadtbild« des Friedrich #Merz ist kein #Populismus. Es ist #Parolismus – die sprachliche Entsprechung einer #Fassade: glatt, funktional, ohne #Tiefe. #Parolen sind die #Plattenbauten der #Rhetorik. Sie stehen schnell, halten wenig, und sehen aus der Ferne nach Ordnung aus.
Merz ruft also nach dem »Stadtbild«, als wäre es ein moralischer Zustand. Dabei ist es bloß eine Momentaufnahme gesellschaftlicher Verhältnisse – ein Spiegel aus #Konsum, #Migration, #Gentrifizierung, #Verfall und #Wiederbelebung. Das Stadtbild hat sich schon immer verändert, weil #Stadt selbst #Veränderung ist.
Heute prägen #Filialketten und #Franchise Systeme die Innenstädte, #Handyläden und #Wettbüros füllen die Lücken, wo früher #Metzger und #Buchhändler waren. Dazwischen: #Leerstände, #Backshops, arabische #Friseure, #Dönerbuden – das Inventar einer #Ökonomie ohne Mitte. Und darüber schwebt die #Ästhetik des #Bauhauses, die längst zur #Ideologie des #Quadratischen verkommen ist. Alles eckig, alles effizient, alles gleich. Zum »Stadtbild« gehört aber oft auch ekelhafte #Stadtplanung – aus organischen, schönen Plätzen, wurden hieratische Architekturalbträume, #Fachwerk wurde abgerissen, Planungssünden bleiben.
Diese Städte sind nicht das Werk des Zufalls, sondern das Produkt einer Denkweise: Ordnung durch Vereinfachung. Was in der #Architektur funktioniert, soll auch in der #Politik gelten. Doch Vereinfachung ist keine Lösung – sie ist der Beginn der Entfremdung.
Das wahre Stadtbild entsteht dort, wo niemand es plant: an den Rändern, in den improvisierten Zwischenräumen, in der Unordnung des Lebens. Nassim Nicholas Taleb schrieb: Die erfolgreichsten Stadtteile sind die, von denen Stadtplaner ihre Finger gelassen haben.
Vielleicht gilt das auch für Politiker. Vor allem für solche, die glauben, eine Parole könne eine Stadt beschreiben.
Und was gehört nicht sonst auch noch alles zum »Stadtbild« – Clochards, #Wochenmärkte, #Kulturevents, #Weihnachtsmärkte, #Gastronomie, Passanten, #Verkehr, #Mobilität – ein überkomplexes #Thema. Und aus dieser #Überkomplexität resultiert eben auch die #Dynamik.