Foto: Christian Schröter, CC BY SA
Michaeliskirmes Guetersloh, 26. September bis 5. Oktober 2025
Michaeliskirmes Gütersloh, 26. September bis 5. Oktober 2025
#Gütersloh, 10. September 2025
Die #Michaeliskirmes, einst Kern der mittlerweile heruntergewirtschafteten »Michaeliswoche«, gehört seit Generationen zu den festen Terminen im Herbst. 2025 beginnt das bunte Treiben am 26. September und dauert bis zum 5. Oktober 2025. Auf dem #Marktplatz werden #Fahrgeschäfte vom #Riesenrad bis zum #Autoscooter, dazu #Kinderkarussells, #Buden mit süßen und herzhaften Klassikern geboten.
Während der »Schaustellerverband Gütersloh #Lippstadt« die #Kirmes in verschiedenen Anzeigenblättern und mit Großflächenplakaten bewirbt, finden der Straßenkünstlerwettbewerb »#Straßenfiffi« mit Künstlern aus ganz Europa am 28. September 2025 von 13 bis 18 Uhr und ein #Kinderflohmarkt am 4. Oktober 2025 von 10 bis 14 Uhr statt.
Schon Tage vorher zeigt sich die Dimension der Veranstaltung, wenn #Parkplätze und #Straßen für den Aufbau gesperrt sind und Sondertickets für die Tiefgaragen aufgelegt werden.
Die #Michaeliswoche #Gütersloh – eine #Chronik voller Mut, Wandel, Festfreude und Niedergang
Die Michaeliswoche, wie sie heute genannt wird, begann als ein Kind der Not. Ende der 1920er Jahre lag Gütersloh im Sog der #Weltwirtschaftskrise. #Kaufkraft schwand, #Arbeitslosigkeit wuchs, Konkurse häuften sich. Nachbarstädte warben aggressiv mit Parolen wie »Kauft am Platze«, und die Gütersloher Händler merkten: Wenn wir nichts tun, verlieren wir unsere Kundschaft.
Also entstand 1930 die Idee einer Werbewoche. Ein Jahr später wurde sie Wirklichkeit: die erste »#Oktobermesse«. Der Bürgermeister Gustav Tummes eröffnete sie mit den Worten, der Erfolg solle nicht nur in vollen Kassen liegen, sondern auch darin, »alte Kundschaft zufriedenzustellen und recht viele neue Kundschaft zu gewinnen«. Mut und Selbstbewusstsein – das war die Botschaft.
Das Programm der 1. Messe 1931 war vielfältig: #Platzkonzerte, #Sportwettkämpfe, #Theater, ein »elektrisches #Keulenschwingen«, #Schülerkonzerte, #Tagungen, eine Hausfrauenversammlung zum Thema »Wie kann die Frau zum Absatz deutscher Erzeugnisse beitragen?«, Kinderbelustigungen, ein Lampionzug und am Ende sportliche Großveranstaltungen wie der Staffellauf »Quer durch Gütersloh«. Rund 40.000 bis 60.000 Besucher kamen, 100 Arbeitslose fanden vorübergehend Arbeit. Die Gütersloher Zeitung schrieb, der moralische Gewinn sei größer als der finanzielle – »das mutige Tag hat die Gespenster Resignation und Wirtschaftsmüdigkeit verscheucht«.
In den folgenden Jahren setzte sich die Oktobermesse fort. Trotz wirtschaftlicher Härten und Kritik an den Kosten hielten die Kaufleute daran fest. »Dem Mutigen gehört die Welt«, konterte der Vorsitzende Alfred Köhler, wenn Sparfüchse den Sinn des Festes infrage stellten. 1934 wurde aus der Oktobermesse die »Oktoberwoche«, ein Jahr später die »Michaeliswoche«. Doch der politische Druck der Nationalsozialisten führte 1935 zur Auflösung des Ladeninhabervereins; die Selbstständigkeit passte nicht ins Bild der Gleichschaltung. Mit dem Krieg verstummte das Fest ganz.
Erst 1949 lebte die Tradition wieder auf. Die erste Michaeliswoche nach dem Krieg zählte gleich 150.000 Besucher. In den 1950er Jahren wurden die Kirmes und die Ausstellungen wieder fester Bestandteil des Stadtlebens, getragen von einem neu gegründeten »Verein Michaeliswoche«. Die Mischung aus Unterhaltung, Kaufkraftbündelung und Stadtrepräsentation funktionierte – im Wirtschaftswunder Jahrzehnt blühte die Festwoche regelrecht auf.
In den 1960er und 1970er Jahren kamen große Wirtschaftsausstellungen hinzu. Unter dem Titel »Sie und Er«, später »#GÜWA«, präsentierten sich Firmen, Handwerk und Handel. Festzüge mit Schulen, Vereinen und Musikgruppen zogen kilometerlang durch die Stadt. 1975, zum 150 jährigen Stadtjubiläum, erreichte die Michaeliswoche eine neue Dimension: 100.000 Menschen verfolgten den Umzug, die Ausstellung belegte 6.000 Quadratmeter.
Die #Michaeliswoche wurde auch Bühne der Internationalität. Städtepartnerschaften mit #Châteauroux in #Frankreich, #Broxtowe in #England, #Grudziądz in #Polen oder #Falun in #Schweden fanden ihren Weg ins Programm. Delegationen marschierten in Festzügen mit, kulturelle Begegnungen erweiterten den Horizont. Mit der neuen #Stadthalle ab 1979 bekam die Ausstellung ein modernes Zuhause, und zum 50. Jubiläum 1981 erreichte die Michaeliswoche einen neuen Höhepunkt: 200 Aussteller, 95 Gruppen im Festzug, 77 Schausteller in der Innenstadt.
Die 1980er und 1990er Jahre brachten eine Mischung aus Kontinuität und Anpassung. Mal war die Ausstellung größer, mal kleiner, mal fiel der Festzug wegen Bauarbeiten aus. Doch die Besucherzahlen blieben hoch: 80.000, 100.000, manchmal mehr. Und immer wieder war die Michaeliswoche ein Spiegel ihrer Zeit – sei es durch Themenfeste, durch die Betonung des Handwerks oder durch internationale Partnerschaften.
Auch um die Jahrtausendwende blieb das Fest stark. 2001, im Schatten des 11. September, entschied man sich bewusst, die Michaeliswoche stattfinden zu lassen. Auf das Feuerwerk wurde verzichtet, doch die Kirmes lockte 350.000 Menschen, die GÜWA 70.000. Ein neuer Rekord, der zeigte, wie tief das Fest in der Stadt verankert war.
Die Geschichte der Michaeliswoche ist auch eine Geschichte ihrer Köpfe. Vorsitzende wie Alfred Köhler, der »Vater der Michaeliswoche«, Walter #Hoffschildt, Hans #Diekötter oder die Sparkassendirektoren Jürgen #Hintzler und Rolf #Bennewitz prägten das Fest. Später folgte Hans Hermann #Kirschner. Jeder Wechsel spiegelte ein Stück Stadtentwicklung, von der Nachkriegszeit über die Zeit des Strukturwandels bis in die Gegenwart.
Heute, mehr als 90 Jahre nach der ersten Oktobermesse, ist die Michaeliswoche praktisch lediglich noch auf die Michaeliskirmes beschränkt. Sie hat einst #Konjunkturen überstanden, sich neuen Zeiten angepasst, Traditionen bewahrt und verändert. Geboren aus wirtschaftlicher Not, gewachsen durch Mut, getragen von #Kaufleuten, #Politik und #Vereinen, war sie einst ein Symbol städtischer Identität.
Wer durch die Chronik blättert, sieht mehr als nur eine Festreihe. Man sieht die Stadt im Spiegel: den Stolz auf eigenes #Handwerk, die Freude am Fest, die Bereitschaft, in schlechten Zeiten gemeinsam Zeichen zu setzen. Und man versteht, warum die Michaeliswoche in Gütersloh dazugehörte – als Ort der Begegnung, als Bühne für Wandel und als #Tradition.