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Gregor van den Boom freut sich auf die Uraufführung des von ihm wiederentdeckten Streichquartetts aus der Feder von Otto Martin. Foto: Karen Hansmeier

Verfemt. Verfolgt. Verboten. Bisher unveroeffentlichte Partitur aus der NS Zeit erfaehrt Urauffuehrung in Marienmuenster, 19. Juli 2025

Verfemt. Verfolgt. Verboten. Bisher unveröffentlichte Partitur aus der NS Zeit erfährt Uraufführung in Marienmünster, 19. Juli 2025

#Marienmünster, 6. Juli 2025

Gregor van den Boom ist Geigenlehrer und Bratschist. Ein Kenner seiner Materie und einer, der die klassische Musik leidenschaftlich liebt. Den Namen Otto Martin hatte er trotzdem noch nie gehört. Erst als er bei Recherchen nach #Musik mit Bezug zu #Westfalen zufällig auf eine mit #Bleistift geschriebene #Partitur eines Streichquartetts aus dem Jahr 1932 stieß, wurde er auf den ihm bis dato unbekannten Komponisten aufmerksam. Überrascht und fasziniert von der Qualität des Werkes, war seine Neugier geweckt. Kurze Zeit später war er Feuer und Flamme und begann das handschriftliche Manuskript in computersatzgeneriertes Notenmaterial zu transferieren. Nun wird das #Werk erstmals für die Öffentlichkeit hörbar sein – 93 Jahre nach seiner Entstehung. 

#Streichquartett, #Liedgesang und #Jazzintermezzi

Die Uraufführung des Streichquartetts Nummer 1 von Otto #Martin findet unter dem Titel »Und über alles, über alles strahlt der Himmel so blau« im Rahmen des Klostersommers OWL am Samstag, 19. Juli 2025, um 19.30 Uhr, im Konzertsaal der #Kulturstiftung #Marienmünster statt. Zudem erklingen Otto Martins Liederzyklen »Wanderlieder« opus 4 nach Texten von Ludwig Uhland und die »Fünf Gesänge« opus 5 nach Texten von Justinus Kerner, Nikolaus Lenau, Gottfried Keller, Heinrich Heine und Otto Julius Bierbaum. Das Programm wird am Sonntag, 20. Juli 2025, um 19 Uhr, in der #Kirche #Maria im #Weinberg in #Warburg wiederholt. Der Eintritt ist jeweils frei.

Es musizieren das »Quartetto d’archi Bielefeld« mit Erika Ifflaender Gehl und Anna Scherzer (Violinen), Gregor van den Boom (Viola) und Marina Maestri Foron (Violoncello) sowie Markus Köhler (Bariton) und Chihiro Masaki (Klavier). Jazzintermezzi mit dem Ensemble »Truetone 8000«, bestehend aus Georg N. Schmitt (Saxophon), Felix Dransfeld (Klavier) und Simon Westermeier (Schlagzeug) setzen behutsam kontrastreiche Akzente und eröffnen einen Dialog zwischen den Zeiten. 

Die Projekte der Klosterlandschaft OWL werden im Rahmen der regionalen #Kulturpolitik 2025 gefördert vom Land #NRW, den Kreisen #Höxter, #Gütersloh und #Paderborn, dem »Landschaftsverband Westfalen Lippe« (#LWL) sowie der #Verbundvolksbank #OWL.

Ein »Stolperstein« der Musikgeschichte

Otto Martin (1887 bis 1967) ist nicht nur ein von Gregor van den Boom wiederentdeckter Musiker und Lehrer, sondern zugleich jemand, dessen Biografie zurückführt in die beklemmenden Umstände der 1930er/1940er Jahre und eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte. Obwohl der als Sohn jüdischer Eltern geborene Künstler und Komponist im Jahr 1924 zur Evangelischen Kirche konvertiert war, verlor seine anerkannte Musikschularbeit aufgrund seiner Herkunft immer mehr an Zuspruch. Es gelang ihm zwar, den Betrieb zunächst aufrechtzuerhalten, jedoch konnte er dem planmäßigen Boykott durch das NS Regime nichts entgegensetzen. Auch die große Beliebtheit bei seinen Schülern und seine künstlerischen Erfolge konnten den unaufhaltsame Niedergang der Musikschule nicht verhindern. Ab dem Jahr 1936 bestand für ihn Publizierungs und Unterrichtsverbot – ein Prozess, der von der Diskriminierung über die Ächtung zur Vertreibung, schließlich zur physischen Vernichtung jener führte, die sich dem Zugriff der Gewalt nicht rechtzeitig entzogen hatten und ihm nicht mehr entkommen konnten. 

Gregor van den Boom gibt Otto Martin stellvertretend für die vielen Künstler, die aufgrund von Flucht und Vertreibung, Zwangsmigration, Terror und Exil, politischer Verfolgung oder Ausgrenzung kein Forum gefunden haben, eine Stimme gibt, schafft er zugleich einen Dialograum zur Vermittlung der Werte einer pluralistisch freiheitlichen Gesellschaft. Die Veröffentlichung des Streichquartetts, das der Welt knapp hundert Jahre vorenthalten wurde, schlägt einen Bogen zu aktuellen Themen und rückt zentrale Aspekte menschlichen Daseins in den Fokus.

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