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Ostwestfaelische Sprachkunde: »die Pommes«
Ostwestfälische Sprachkunde: »die Pommes«
#Gütersloh, 28. Juni 2025
Sprachwissenschaftlich betrachtet gibt es Wörter, die es nur im #Singular gibt – sogenannte »Singularetantums«. Und es gibt Wörter, die ausschließlich im #Plural auftreten – »Pluraletantums«. Beispiele gefällig? »#Milch« ist ein klassisches Singularetantum: Niemand bestellt »eine Milch« im Sinne von »Eine einzelne Milche« – so etwas gibt es nicht. Umgekehrt funktioniert »#Eltern« nur als Plural – es gibt keine »ein Elter«, zumindest nicht im Alltagssprech.
Und dann kommt #Ostwestfalen
Hier in #OWL gedeiht ein sprachliches Phänomen, das man mit ein wenig Humor als »Ostwestfaletantum« bezeichnen könnte. Paradebeispiel: »die Pommes«.
»Die Pommes« ist grammatikalisch ein Plural. Aber gemeint ist fast immer eine Portion – also eine singuläre Einheit im Sinne des Bestellakts. Man sagt: »Ich nehm’ die Pommes« oder: »Eine Pommes, bitte.« Und das bedeutet: eine Portion, nicht eine einzelne #Fritte. Das Wort ist also ein kurioser Fall – zugleich Plural und Singular, kontextabhängig, pragmatisch, lokal geprägt.
Der Ausdruck ist multimodal verwendbar
- »Die Pommes ist lecker« (Singulargebrauch, gemeint ist die Portion)
- »Die Pommes sind knusprig« (Pluralgebrauch, gemeint sind die einzelnen Fritten, aber dennoch als Portion)
Beides korrekt, beides verständlich – zumindest in Ostwestfalen. Man sagt: »Ich nehme eine Pommes«, womit eine Portion gemeint ist. Mit »5 Pommes bitte« sind 5 Portionen gemeint.
Und was ist mit dem einzelnen #Stäbchen? Dafür gibt es eigentlich kein etabliertes Wort. »Fritte« wird zwar manchmal benutzt, klingt aber immer ein wenig bemüht oder stammtischphilosophisch. »#Kartoffelstäbchen« wäre korrekt, aber unfassbar unpraktisch. Niemand sagt das.
Bleibt festzuhalten: »Die Pommes« ist das ostwestfälische #Quantum – gleichzeitig eins und viele. #Schrödingers Beilage, wenn man so will.