SWR: Zertifizierter Kaffee aus Kolumbien – Bericht deckt Arbeitsausbeutung auf Plantagen auf
SWR: Zertifizierter Kaffee aus Kolumbien – Bericht deckt Arbeitsausbeutung auf Plantagen auf
#Mainz, 27. Juni 2025
Auf mehreren #Kaffee #Plantagen in #Kolumbien kommt es offenbar systematisch zu Verstößen gegen internationale Arbeitsstandards und Sozialstandards. Das geht aus einem Bericht der brasilianischen Nichtregierungsorganisation »Repórter Brasil« hervor, den »#Report Mainz« vor der offiziellen Veröffentlichung erhalten hat. #Fairtrade und #Rainforest #Alliance kündigen auf Nachfrage des #ARD Politikmagazins Überprüfungen an. Parallel berichten Medien wie »El Pais« aus #Spanien und der »Corriere della Sera« aus #Italien über die Untersuchung.
Manche der betroffenen #Plantagen nehmen über Kooperativen, an die sie den #Rohkaffee liefern, an Zertifizierungsprogrammen teil. Dazu gehören Fairtrade und die Rainforest Alliance. Auf Fotos, die »Repórter Brasil« gemacht hatte, werben 2 Plantagen auf ihren Eingangsschildern zudem jeweils mit einem Siegel von 4C beziehungsweise mit C. A. F. E. Practices, dem Ethik Label von Starbucks. Wegen der komplizierten Lieferketten ist nicht immer auf Anhieb klar, ob Rohkaffee von den untersuchten Plantagen über Exporteure an bekannte Unternehmen wie #Nestlé, #Tchibo, #Starbucks und andere Händler verkauft wurde oder nicht.
Lange Arbeitstage und keine Arbeitsverträge
Für Ihre Untersuchung hatte die NGO gemeinsam mit der Organisation Voces por El Trabajo Anfang dieses Jahres insgesamt vier Farmen in den Regionen Antioquia und Huila besucht: die Finca Los Naranjos nahe der Stadt Salgar, die Finca La Siberia, die Finca San Fernando in der Gemeinde Ciudad Bolivar und die Farm La Arboleda. In den Gesprächen mit zahlreichen Arbeitern, darunter viele Migranten aus Venezuela, wurde von langen Arbeitstagen berichtet. Auf der Farm La Arboleda beispielsweise beginne die Kaffeeernte morgens um 6.30 Uhr und dauere bis Sonnenuntergang. Auf der #Farm #San #Fernando verdienten die #Arbeiter 32.000 Pesos pro Tag umgerechnet weniger als 7 Euro. In Kolumbien liegt der monatliche Mindestlohn bei rund 1,4 Millionen Pesos, umgerechnet rund 300 Euro.
#Arbeitsverträge sind auf den kolumbianischen Kaffee Plantagen die große Ausnahme. Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aus dem Jahre 2022 gehören 85 Prozent der Beschäftigten zum sogenannten informellen Sektor, haben also keinen Arbeitsvertrag. »#Unser Kaffeesektor hat eine fast 300 jährige Geschichte, und wir haben es immer noch nicht geschafft, faire Arbeitsbedingungen für Kaffeeproduzenten und #Pflücker zu schaffen«, wird dazu Paola Campuzano, Projektkoordinatorin der ILO in Kolumbien, in dem Bericht zitiert.
Gefährliche Steilhänge und karge Unterkünfte
Kolumbien ist nach #Brasilien und Vietnam der weltweit drittgrößte Kaffeeproduzent. Im vergangenen Jahr wurden knapp 14 Millionen Säcke (jeweils 60 Kilo) mit Rohkaffee geerntet, 88 Prozent davon gingen in den Export, unter anderem nach Deutschland. Die Ernte des kolumbianischen Kaffees, geprägt durch die Landschaft der Anden, gilt wegen der Steilhänge als gefährlich. »Repórter Brasil« schreibt in dem Bericht, dass sich die Arbeiter bei Unfällen meist selbst um die medizinische Versorgung kümmern müssten, weil sie nicht krankenversichert seien.
Die Unterkünfte auf den 4 untersuchten Plantagen sind vorliegenden Fotos zufolge äußerst bescheiden. Die Arbeiter schliefen in dunklen, schmutzigen und schlecht belüfteten Räumen in Etagenbetten. Auf der Finca Los Naranjos gebe es keine Schließfächer für persönliche Gegenstände. Um mehr Privatsphäre zu schaffen, improvisierten einige Arbeiter Vorhänge aus Kaffeesäcken zwischen den Betten.
Fairtrade und Rainforest Alliance bestätigen Zertifizierung
Auf Anfrage von »Report Mainz« räumt Fairtrade grundsätzliche Mängel ein. Man sei sich bewusst, »dass Verstöße gegen Arbeitnehmerrechte ein strukturelles Problem sind, das im kolumbianischen #Kaffeesektor weitverbreitet ist.« Laut der Organisation seien 2 Kooperativen, die von der Finca La Siberia sowie der Finca Los Naranjos beliefert würden, aktuell von Fairtrade zertifiziert. Allerdings sei die Nachverfolgung der Vorwürfe noch nicht abgeschlossen. Weitergehende Untersuchungen würden durchgeführt, wenn Fairtrade der Bericht der #NGO vorliege.
Die Rainforest Alliance teilt auf Anfrage mit, dass die Finca Los Naranjos als Teil einer Kooperative aktuell zertifiziert sei. Die Finca San Fernando habe eine Zertifizierung beantragt, eine aktive Lizenz liege aber noch nicht vor. Bei der Finca La Arboleda habe es im vergangenen Jahr Mängel »im Zusammenhang mit Arbeitsverträgen und Unterbringungsbedingungen« gegeben. Dort würden weitere Untersuchungen durchgeführt. Die vierte Plantage sei nicht von Rainforest zertifiziert.
#Starbucks und Händler verneinen Geschäftsbeziehungen
Starbucks sah sich nicht in der Lage, die Anfrage von »Report Mainz« innerhalb der gesetzten Frist zu beantworten. Dafür teilt das Unternehmen in dem Bericht von »Repórter Brasil« mit, dass keine der vier Farmen zum Zeitpunkt der Untersuchung #CAFE #Practices zertifiziert gewesen sei. Starbucks kaufe keinen Kaffee von ihnen ein. Die Finca La Arboleda und Finca San Fernando seien früher zertifiziert gewesen, diese Zertifizierungen seien jedoch ausgelaufen.
»4C« teilt mit, dass die Farm La Arboleda von August 2023 bis August 2024 zertifiziert gewesen sei. Das Logo auf dem Eingangsschild der Plantage sei veraltet. Aktuell sei keine der vier untersuchten Farmen Teil des »4C« Systems.
#Tchibo teilt auf Anfrage von »Report Mainz« mit, dass man keinen Rohkaffee von einer der 4 untersuchten Farmen bezogen habe. Ähnlich lautende Erklärungen geben #Nestlé, #Melitta, #Lidl, #Aldi Nord, Aldi Süd und die #Neumann #Kaffee Gruppe ab. Edeka antwortete, dass man kolumbianischen Kaffee seit über einem Jahr ausschließlich über den Lieferanten Olam beziehe. Die 4 Plantagen ließ der Händler unerwähnt. Auch #Jacobs #Douwe #Egberts beließ es bei allgemeinen Informationen zu den eigenen #Ethik Standards, ging auf die vier Farmen aber nicht konkret ein. Von #Rewe, #Lavazza und #Dallmayr gab es keine Antworten.
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