Kafka in Guetersloh, der Prozess in der Dalkestadt
Kafka in Gütersloh, der Prozess in der Dalkestadt
Es gibt Tage, an denen die Luft selbst zu flüstern scheint – doch nicht mit Worten, sondern mit dem Schweigen, das alles sagt und doch nichts verrät. Die #Dalkestadt lag unter einem bleiernen Himmel, ihre Straßen waren wie Adern, durch die eine dunkle Unruhe kroch, leise, unaufhaltsam, ungreifbar.
Josef schritt durch die vertrauten Wege, doch sie waren ihm fremd geworden. Die Gesichter, die ihm begegneten, waren Masken aus Schatten und Licht, deren Blicke so scharf und doch so leer waren, als trügen sie das Gewicht unsichtbarer Urteile. Ein grüßendes Nicken, das wie der Hauch eines Windes über vertrockneten Blättern war – oberflächlich, hohl, zersplitternd.
Da war kein Wort, das ihn erreichte, keine Erklärung, die ihm eine Brücke hätte bauen können. Nur das erdrückende Schweigen, das wie eine kalte Mauer um ihn herum wuchs und ihn atemlos machte. Ein Tribunal ohne Anklage, ein Verhör ohne Stimme, ein Urteil ohne Richter. Er war zugleich Angeklagter und Opfer eines Prozesses, dessen Regeln sich im Nebel seiner Nachbarschaft verloren.
Vereine, namenlose Kollektive, waren nicht mehr als Schattenrichter, die mit einem unsichtbaren Stempel sein Urteil prägten. Und Karl – jener stille, wissende Mitspieler – dessen Lächeln wie ein Dolch in der Dunkelheit glühte, ein Spieler auf einem Brett, dessen Züge längst bestimmt waren.
Worte suchte er, doch sie entglitten ihm, zerbrachen wie Glas in seinen Händen. Der Prozess selbst war absurd, kafkaesk: eine Maschine, die alles zermahlte, was lebendig und klar war. Es war ein Tanz aus Misstrauen, Ausgrenzung und der kalten Perfektion eines Systems, das ohne Gesetz, ohne Gnade und ohne Sinn existierte.
Man grüßte, ja – ein Gruß, so leer wie das Versprechen einer verlorenen Freundschaft. Hinter jedem Blick aber lag ein giftiges Flüstern, das seine Existenz zersetzte, Stück für Stück, unbemerkt und unaufhaltsam.
Und die anderen? Die stillen Mitläufer, die stummen »Flying Monkeys«, die ohne zu fragen, ohne zu hören, den Giftstoff trugen und verbreiteten. Sie waren die dunkle Flut, die ihn umspülte, die ihn beinahe ertränkte in ihrem blinden Gehorsam. Kein Dialog, keine Zweifel – nur das bedingungslose Nachplappern einer Erzählung, die nur eine Wahrheit kannte: die Ausgrenzung.
Doch wer wagt, das Schweigen zu brechen, den erwartet der #Prozess selbst. Das #System frisst seine #Kinder, verschlingt die, die aufbegehren, und ersetzt sie durch neue Schatten.
Und so bleibt Josef nur das Wort – das Wort als letzte Waffe, als letztes Licht in einem Raum voller Dunkelheit. Worte, die nicht schreien, sondern flüstern; die nicht zerstören, sondern entblößen; die nicht klagen, sondern Zeugnis ablegen.
In der Dalkestadt, wo das Schweigen regiert, ist das Sprechen ein Akt des Widerstands – ein zartes, unaufhörliches Flackern im Dunkel der #Verurteilung.