KWS Lectures: Die 3 Grundtypen des Wissens und Aufschiebens
KWS Lectures: die 3 Grundtypen des Wissens und Aufschiebens
- Ein Versuch der Typologie zwischen Erkenntnisdrang und Selbstsabotage
Gütersloh, 22. Juni 2025
Psychologie und Soziologie liefern zahllose Modelle zur Einordnung menschlicher Verhaltensmuster. Manchmal reicht ein einfaches Raster, um das Verhältnis von Wissen und Handeln treffend zu beschreiben. 4 Typen stechen hervor.
1. Diejenigen, die glauben, gestern schon alles gewusst zu haben
Sie sind Anhänger der Illusion des abgeschlossenen Wissens (vergleiche Dunning & Kruger, 1999). Alles Neue wird nicht als Erweiterung, sondern als Bestätigung des bereits Bekannten interpretiert. »Es ist schwierig, jemanden etwas zu lehren, der überzeugt ist, schon alles zu wissen« (frei nach Sokrates).
Gefahr: kognitive Stagnation, Bestätigungsfehler (»#confirmation #bias«). Studien zeigen: Wer glaubt, alles zu wissen, sucht nur noch nach Belegen für das eigene #Weltbild (Nickerson, 1998).
2. Diejenigen, die glauben, gestern noch gar nichts gewusst zu haben
Sie leben in einem permanenten Zustand der epistemischen Bescheidenheit. Wissen erscheint ihnen immer fragmentarisch, vorläufig, fluide. »Ich weiß, dass ich nichts weiß« – diese sokratische Haltung öffnet für Neues, kann aber auch in lähmender Selbstrelativierung enden. Vorteil: hohe Lernbereitschaft (vergleiche Carol Dweck, »Growth Mindset«, 2006). Nachteil: Gefahr der endlosen Reflexion ohne Praxis.
3. Die klassischen Prokrastinierer
Hier regiert das Prinzip des großen Aufschubs. Aufgaben werden vertagt, bis der Leidensdruck (oder die Deadline) unerträglich wird. Ferrari et altera (1995) sprechen von einer »chronischen #Dysfunktion in der #Handlungsinitiierung«. Typischer Selbstbetrug: »Unter Druck arbeite ich am besten« – ein Mythos, den empirische Studien längst widerlegt haben (Steel, 2007).
4. Die Mikroprokrastinierer
Die Könige der kleinen Fluchten: Schreibtisch säubern, Ordner umbenennen, E Mails vorsortieren. Tätigkeiten, die den Anschein von Produktivität erwecken – aber das Wesentliche vermeiden. »Prokrastination in Scheibchenform«, wie es Pychyl (2013) beschreibt. Effekt: kurzfristige Stressminderung, langfristig dieselben Konsequenzen wie beim klassischen Aufschub.
5. Die Pragmatiker und Lernenden
Wer weder dem Irrglauben des vollständigen Wissens noch der Versuchung des Aufschiebens erliegt, gehört zu einer seltenen Spezies: den pragmatischen Lernenden. Sie wissen: #Wissen bleibt immer unvollständig, und der perfekte Moment zum Handeln kommt nie. Oder, um es mit #Goethe zu sagen: »Es ist nicht genug, zu wissen – man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen – man muss auch tun.«