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Guetersloh wuerdigt Schein statt Sein – ein Hoch auf gepflegte Fassadenpflege
Gütersloh würdigt Schein statt Sein – ein Hoch auf gepflegte Fassadenpflege
#Gütersloh, 1. Juni 2025
Gütersloh, die Stadt mit Herz, Verstand und einem ausgeprägten Sinn für äußere Werte, ehrt, was glänzt. Während anderswo Inhalte zählen, genügt hier oft schon ein hübsches Logo, ein feierliches Banddurchschneiden oder ein innovativer »Hashtag« (#wirfüreinander), um auf dem Podest des kommunalen Stolzes zu landen.
Denn Gütersloh hat erkannt: Die #Wahrheit liegt nicht im #Auge des #Betrachters – sondern im Winkel des Pressefotos. So wird Woche für Woche enthüllt, gewürdigt, eröffnet, gefördert, gelobt und mit Urkunden überreicht, was nicht bei drei in der Tiefgarage des Rathauses verschwunden ist. Ein besonderer Gruß geht dabei stets an die Ehrengäste mit dem schönsten Lächeln und den sichersten Karrierewegen.
Unabhängige #Kunst? Gerne, solange sie nicht nach #Förderung fragt. #Kritische #Medien? Willkommen, solange sie schreiben, was das Amt vorgibt. #Engagement von unten? Eine reizende Idee, aber leider außerhalb des städtischen Budgets. Wer in Gütersloh mitreden will, braucht vor allem eins: das offizielle Gütesiegel für #Harmlosigkeit.
So lässt sich dann auch erklären, warum gewisse Kulturpreise immer wieder an dieselben Persönlichkeiten verliehen werden – ein bisschen wie in einer endlosen Staffel »Gütersloh sucht den Superfreund der Stadt«. Dabei wird nicht nach Leistung, sondern nach #Loyalität gecastet. Und wer nicht eingeladen wird, weiß wenigstens, wo er steht: draußen.
Natürlich hat Gütersloh auch echte Talente. Sie arbeiten meist im Stillen, ohne Pressefoto, ohne Schleifenband, dafür mit echter Überzeugung. Aber ihnen fehlt etwas Entscheidendes: der Glanz. Kein #Leuchtbuchstabe, kein #Messinglogo, kein Auftritt im #Heimatliebe Newsletter. Und wenn doch, dann oft mit dem charmanten Hinweis: »Leider ist keine Förderung möglich, aber wir finden Ihr Projekt sehr inspirierend.«
In diesem Sinne bleibt Gütersloh sich treu. Die Fassade steht, das Image ist frisch gestrichen – und drinnen wird weiter diskutiert, ob man nicht auch einem besonders gelungenen Bürgersteig eine kleine Feierstunde widmen sollte.
Denn wer den Schein pflegt, spart sich den Inhalt – und hat mehr Zeit fürs Gruppenfoto.