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Foto: Hendrik Nix, Brüder Grimm Festspiele

Bremer Stadtmusikanten gegen den Strich gebuerstet – erste Premiere der Brueder Grimm Festspiele Hanau sorgt fuer Ueberraschungen

Bremer Stadtmusikanten gegen den Strich gebürstet – erste Premiere der Brüder Grimm Festspiele Hanau sorgt für Überraschungen

#Hanau, 12. Mai 2025

»Endlich wieder Märchenzeit!« Mit diesem spontanen Ausruf der Freude sprach eine Zuschauerin am Freitag im Hanauer #Amphitheater vielen Menschen aus dem Herzen. Dort begannen bei angemessen sonnigem Premierenwetter die 41. #Brüder #Grimm #Festspiele Hanau mit dem Märchen »Die Bremer Stadtmusikanten« – und einer guten Nachricht.

Oberbürgermeister Claus Kaminsky konnte dem vollbesetzten Haus einen Rekord bei den Vorverkaufszahlen melden: Bis Freitag seien bereits 57.000 Karten für diese Saison veräußert worden. Das begeistere ihn als Stadtoberhaupt natürlich besonders, denn es zeige, welche Strahlkraft inzwischen von den Festspielen ausgehe. Auch Intendant Frank Lorenz Engel freute sich sichtlich über die vielversprechenden Zahlen und eröffnete dann feierlich die neue Märchensaison. Also »Vorhang auf!« für die Bremer Stadtmusikanten, die so manche Überraschung für das Publikum bereithielten und am Ende mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen belohnt wurden.

Regisseur Tristan Braun (Buch Isabelle Flachsmann) hat die Geschichte um die vier Tiere, die aus Altersgründen von ihrem jeweiligen Besitzer aussortiert werden, abgestaubt und deutlich verjüngt: Bei ihm sind Esel, Hund, Katze und Hahn zwar auch in ihrem Umfeld nicht mehr willkommen, aber die vier haben einen gemeinsamen Traum. Sie alle wollen Musik machen – zugegeben, alle irgendwie unterschiedlich, aber im Laufe ihrer gemeinsamen Reise in Richtung Bremen finden sie nicht nur »zwischentierisch«, sondern auch musikalisch zueinander.

Brauns Inszenierung, die von einer Live Band begleitet wird (Joe Schmitz, Malte Bechtold, Stefan Kreuscher, Christian Lauterbach, Thomas Elsner, Liudmila Firagina), beginnt in einem Zirkus. Laut, turbulent, sympathisch chaotisch – und die Wirkungsstätte von Isidor Alfons, kurz IA, dem Esel (Sebastian Smulders). Als der Zirkus qualitativ und wirtschaftlich immer weiter den Bach runtergeht, wird er zum Sündenbock und muss gehen. Sein Ziel: Ein großer Musikwettbewerb in Bremen. IA versucht sich, zunächst erfolglos, als Straßenmusikant.

Einschub: 2 Erzählfiguren, hier »Mentoren« genannt, führen immer wieder erklärend durch die Handlung: Während der eine (Christoph Bangerter) vor allem die Defizite der jeweiligen Akteure sieht und am liebsten beraten würde, hat die zweite Mentorin (Barbara Bach) das Positive fest im Blick – mit Erfolg. Die Ballade »Ich bin ganz allein« von IA berührt die Passanten auf der Bühne (und das Publikum) und füllt seinen Sammelhut. Leider tritt nun eine fiese, moderne Straßenbande in bester Gangsterrapper Manier auf den Plan (Sebastian Prange, Friederike Kury, Shireen Nikolic). Zu ihr gehört auch Hund Lumpi (Valentin Mirow). Bevor sich IA also versieht, ist der Hut weg. Dafür aber bleibt Lumpi, der sich ebenfalls als sehr musikalisch erweist, wenngleich er ansonsten nicht »die hellste Kerze auf der Torte« ist.

Mit dem schmissigen Song »Immer der Nase nach« (Liedtexte: Isabelle Flachsmann; Komposition: Juri Kannheiser) wird der Beginn ihrer gemeinsamen Wanderung in Richtung Norden untermalt. Das Ensemble (Melodi Yurtsever, Maximilian Lochmüller, Joshua Beck), gekleidet wie Hotelpagen, schlägt Tafeln auf, auf denen die Landschaften (Wald, Fluss) und Städte (Hanau, Hameln) vermerkt sind, Musik und Choreographie (David Hartland) ließen den Funken auf das Premierenpublikum überspringen, das begeistert mitklatschte. Nun tut die berühmte Spürnase des angeblichen »Bluthundes« nicht das, was sie soll, nämlich den Weg finden. Also landen die beiden Freunde nicht in der norddeutschen Hansestadt, sondern in einem bayerischen #Biergarten.

Beim Versuch, ein #Tofuwürstchen für den Vegetarier IA zu ergattern, lernen sie Katze Cat (Ruth Lauer) kennen. Auch sie ist ihrer Arbeitgeberin, der Wirtin, ein Dorn im Auge und muss gehen. Kratzbürstig wie Katzen eben sind, will sie sich zunächst nicht einer Band anschließen, in der ausgerechnet ein Hund mitmacht, und auch Lumpi ist erstmal kein Fan dieser Idee. Cats Lied »Ich bin ich«, in dem sie mit großer Stimmkraft ihr Schicksal als schwarze Katze besingt, überzeugt aber auch ihn: »Das bringt ja Katzenmusik auf ein ganz neues Level.« Weiter geht’s also zu dritt – und auch der Hund zeigt nun, was er drauf hat: Spanische Improvisation mit Gitarre, rappen, beatboxing. Schon ist der Zuschauerraum mitgerissen vom Song »Wir sind unschlagbar«, der im Laufe des Abends noch mehrmals erklingen und zum Motto des ungleichen Quartetts wird: Vorhang auf für Kikki Rikki (Josefine Rau), die als schillerndes Federvieh daher kommt: Korsage, ein stacheliger Flügelkranz, rote hohe Stiefel, Hot Pants, große Klappe und noch gewaltigere Singstimme.

Witzige Sprüche, die Anglizismen und allzu »wokes« Getue auf die Schippe nehmend und ein energiegeladener Auftritt. Der Hahn macht dem Trio Beine: »Euch fehlt Farbe, Sparkle, Attitude! 5, 6, 7, 8 …« und konstatiert: »Ihr braucht mich.« An dieser Stelle ein Wort zu den Kostümen und dem Maskenbild: Bremer Stadtmusikanten ohne putzige Plüschtiere: Ja, das geht. Katze Cat zum Beispiel trägt ein stilisiertes Kellnerinnen Outfit mit schwarzem Anzug, bei dem die Schürzenzipfel als Katzenschwanz fungieren, Lumpi einen leicht abgeranzt wirkenden braunen cordsamtigen Overall in bester Straßenkötermanier. Anke Küper und Kerstin Laackmann (Kostüme) und Wiebke Quenzel (Maskenbild) haben die moderne Inszenierung in ihren Metiers mit einem Ausrufezeichen versehen.

Gemeinsam ziehen die vier Tiere weiter zu ihrem Musikwettbewerb, treffen erneut auf die Räuberbande, die Lumpi entführt, die gut gefüllte Wettbewerbskasse klaut und das Ganze dem Esel anhängen will – und steht plötzlich vor der ersten großen Bewährungsprobe ihrer noch so jungen Freundschaft. Ausgerechnet der treu doofe Lumpi erweist sich als Schwindler. Sein Geruchssinn ist voll entwickelt, er wurde als Informant von seinen Bandenkumpels eingeschleust und sollte den großen Coup vorbereiten. Die Bremer Stadtmusikanten zerfallen als Gruppe, sind jeder wieder mit den eigenen Ängsten allein und unglücklich. Eigentlich wäre dies also das Ende der Geschichte, aber wer will schon ein Märchen ohne Happy End? Keine Angst: Auch eine moderne #Geschichte darf glücklich enden. Die Handlung kehrt für die Schlussszene zu ihrem Ausgangspunkt, dem Zirkus, zurück. Hier endet das Ganze mit einem weiteren mitreißenden Lied, das am Premierenabend frenetisch beklatscht wurde. Das Publikum bedankte sich beim #Ensemble mit stehenden Ovationen und lauten »Bravo« Rufen.

Wer sich danach im Amphitheater umhörte, vernahm Kommentare wie »Herrlich gegen den Strich gebürstet«, »Mal was ganz anderes«, »Kein erhobener Zeigefinger« und »Erfrischende Interpretation einer alten Geschichte«. Dass das Märchen in seiner Adaption auf das Hier und Jetzt auch bei der älteren Generation ankommt, zeigte ein kurzes Gespräch mit einer 89 Jahre alten Zuschauerin, die seit Jahren mit ihrer Familie aus Frankfurt zu den Premieren kommt. Sie finde es gut, wenn man sich mal etwas traue. Es müsse nicht immer alles traditionell sein. Auch im Ensemble herrschte neben der großen Erleichterung über eine reibungslose Premiere die einhellige Meinung, diese »Bremer Stadtmusikanten« vor allem eins gewesen: Eine echte Teamleistung. Schauspielerin Barbara Bach, langjähriges Ensemblemitglied der Festspiele: »Jeder von uns hat sich bei den Proben mit eigenen Ideen eingebracht. Wir haben Dinge ausprobiert und gemeinsam entwickelt.« Regisseur Tristan Braun, der das erste Mal bei den Festspielen arbeitet, hatte genau darauf gesetzt: »Ich lege großen Wert darauf, dass das Ensemble seine eigene künstlerische Kraft entfalten kann.« Er wolle, dass sich alle willkommen fühlten und sich mit ihrer Persönlichkeit und Kreativität einbringen könnten. Willkommen fühlte sich im Team unter anderem ein weiterer Neuling: IA Darsteller Sebastian Smulders. Der in Köln lebende Schauspieler sagte: »Erstmal denkt man, der Esel ist gemütlich, kann einen easy Job machen. Aber wir zeigen hier, dass die Stadtmusikanten junge Leute sind, die ihren Weg finden. Es geht um Lebensträume, aber auch um Freundschaft und Vertrauen. Ich bin sehr froh, dass ich Teil dieses Projektes bin.«

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