Fragiles Liniengeflecht: verformt und überlagert – wie ein atmendes Raster. Bild: »Dreifisch«
»Dreifisch«: Das Raster fuehrt mit – Ordnungssysteme in Gestaltung, Fotografie und digitaler Anwendung
»Dreifisch«: Das Raster führt mit – Ordnungssysteme in Gestaltung, Fotografie und digitaler Anwendung
Loitz, 10. Mai 2025
Raster begegnen uns überall dort, wo Gestaltung bewusst geschieht – in Magazinen, auf Displays, hinter der Kamera. Aber was ist das eigentlich: ein Raster? Eine Hilfe? Ein Denkgerüst? Oder einfach: der unsichtbare Anfang jeder Ordnung? Tatsächlich übernehmen Rastersysteme eine stille, aber grundlegende Rolle. Sie strukturieren, gewichten, lenken – und halten den Blick oft genau dort, wo Inhalte gelesen werden sollen. Sie wirken aus dem Hintergrund. Und vielleicht liegt genau darin ihre größte Kraft. In der Praxis ordnen Raster nicht nur Flächen. Sie erzeugen Rhythmus. Sie erlauben Wiederholung. Und sie geben dem Auge eine Richtung – ohne es zu bevormunden. Ein gutes Raster führt mit. Es denkt mit. Und manchmal widerspricht es auch – aber nie grundlos.
In diesem Beitrag geht es nicht nur um Rasterarten – es geht um #Grundlagen
Wie gestalten wir Ordnung? Wie viel Struktur brauchen Inhalte? Und was geschieht eigentlich, wenn zwei Linien sich nicht treffen wollen? Wir bewegen uns zwischen Gestaltung, Fotografie und digitalem Raum. Zwischen Regel und Spiel. Zwischen Fläche und Bedeutung?
Und wir fragen: Wie verändert sich unsere gestalterische Entscheidung, wenn Ordnung nicht bloß Regel ist – sondern Beziehung?
Ordnung mit Geschichte – Raster als Grundlage bewusster Gestaltung
Gestaltung war nie zufällig. Schon in der Antike folgten Bauwerke und Bilder einem inneren Maß – einem Prinzip, das über das Sichtbare hinaus Ordnung schaffen sollte. Der #Goldene #Schnitt war dabei mehr als #Mathematik: Er war Ausdruck eines ästhetischen Denkens in Proportionen.
Auch das Raster steht in dieser Linie. Es ist kein modernes Softwarewerkzeug, sondern ein Prinzip, das sich über Jahrhunderte gehalten hat.
Wie bringt man etwas in Beziehung?
Fläche zu Linie. Inhalt zu Raum. Struktur zu Wirkung.
Ich arbeite oft mit einem 6 spaltigen Raster, asymmetrisch gegliedert. Nicht aus Gewohnheit – sondern weil es mir Optionen eröffnet. Text und Bild müssen sich nicht unterordnen. Sie begegnen sich. Und wenn nötig, widersprechen sie einander. Ist ein Raster also ein Regelwerk? Vielleicht. Aber nicht im Sinne eines Zwangs. Eher wie ein Gesprächspartner. Es schlägt vor. Es gibt Halt. Und es bleibt still – wenn der Inhalt lauter spricht.
Besonders spannend wird es, wenn man sich fragt: Woher kommt unsere Vorstellung von Ordnung überhaupt? Aus der Typografie? Der Architektur? Dem Tanz der Buchstaben im Raum? Oder entsteht sie jedes Mal neu – wenn wir eine Fläche betreten?
Ein gutes Rastersystem ist mehr als ein technisches Konstrukt. Es ist Klarheit.
Und vielleicht sogar ein leiser Kommentar zur Welt: Wie wollen wir das Komplexe lesbar machen – ohne es zu vereinfachen?
Praxistipp: #Raster sinnvoll entwickeln und anwenden
Ein individuelles Rastersystem sollte nicht nach Schema F gewählt werden – sondern gezielt auf Projektinhalte und Kontexte reagieren. Dabei hilft ein schrittweises Vorgehen: Medium klären: Welche Endformate und Darstellungsformen sind relevant? (zum Beispiel #Print, #Web, #Präsentation). Inhaltstypen erfassen: Welche Elemente sollen kombiniert werden? (zum Beispiel #Fließtext, #Bilder, Zitate, Datenmodule). Rasterformat festlegen: Starte mit einem Grundraster. 6 oder 12 Spalten sind oft ein guter Ausgangspunkt. Achte auf konsistente Außenränder und Zwischenräume (Gutter). Zusatzsysteme ergänzen: Ein vertikales Grundlinienraster hilft, Text rhythmisch sauber zu setzen. Marginalien oder flexible Content Spalten können sinnvoll ergänzen. Testen mit realen Inhalten: Vor der Finalisierung lohnt sich ein schneller Probelauf: Beispielseiten oder Module mit echten Inhalten aufbauen. Stimmen Lesefluss, Bildbezüge, Raumwirkung? Bewusst variieren: Überlege früh, an welchen Stellen das Raster gezielt verlassen werden darf – etwa für Zitatblöcke, Headlines oder illustrative Akzente. Solche Brüche wirken nur dann überzeugend, wenn sie aus der Ordnung heraus geschehen – nicht gegen sie.
Werkzeugtipp
Viele Designprogramme ermöglichen den Export des sichtbaren Rasters als transparente Ebene. Das ist hilfreich für interne Präsentationen oder als Grundlage für Diskussionen im Team – etwa, um visuelle Entscheidungen besser nachvollziehbar zu machen.
Raster in der #Fotografie – Struktur im Blick
Manchmal reicht eine Linie – und der Raum beginnt zu sprechen. In der Fotografie wirken Raster selten sichtbar, aber fast immer spürbar. Sie ordnen, bevor etwas sichtbar wird. Nicht als Schablone. Eher als stilles Versprechen, dass das Bild einen inneren Halt bekommt.
Die Drittelregel ist wohl die bekannteste Strukturhilfe. Zwei horizontale, zwei vertikale Linien teilen das Bild in neun Felder. An ihren Schnittpunkten entsteht Spannung – oder Ruhe.
Viele Kameras blenden diese Hilfslinien ein. Doch das Raster selbst?
Es bleibt unsichtbar. Und dennoch: Was passiert, wenn ein Motiv auf der Linie liegt – oder knapp daneben? In meiner fotografischen Arbeit – besonders bei Porträts im urbanen Raum – entsteht das Raster nicht nur im Sucher. Es liegt im Motiv selbst. Fassadenachsen. Fensterscheiben. Schattenkanten. Linien, die sich mit dem Körper kreuzen oder ihn begleiten. Sie sind da – man muss sie nur sehen. Und entscheiden, ob man sie nutzt.
Ein konkretes Beispiel: eine Betonfassade, glatt, gerastert
Ich stelle die Person so, dass eine vertikale Fuge genau entlang der Schulterkante verläuft. Ein minimaler Eingriff – und doch verändert sich das Bildgefühl. Figur und Umgebung treten in Beziehung. Es entsteht nicht nur ein Bild, sondern eine Spannung zwischen Vorder und Hintergrund.
Besonders deutlich wird das beim Arbeiten mit Mittelformatkameras. Die Mattscheibe zeigt das Raster klar – und verlangt bewusste Entscheidungen. Komposition wird nicht mehr aus dem Gefühl heraus gesetzt, sondern durchdacht. Und auch wenn man digital arbeitet: Das Denken bleibt.
Ein Raster ist kein Korsett. Es ist eine Einladung zum Sehen. Zum ordnenden Blick – und zum Zweifel daran. Denn auch hier gilt: Nicht jedes Motiv braucht Struktur. Aber jedes Bild profitiert davon, wenn Struktur mitgedacht wird.
Praxistipp: Raster bewusst mitdenken
Rasterlinien im Sucher aktivieren: Viele Kameras und Apps bieten eine Drittelraster Funktion. Sie unterstützt nicht nur die Platzierung des Motivs, sondern hilft auch bei der Analyse des Hintergrunds.
Architektur als Orientierung nutzen: Gebäude bieten viele Rasterelemente – von Fensterachsen bis zu Bodenlinien. Diese Linien lassen sich gezielt als Kompositionshilfe einsetzen.
Hintergrund als Bildebene betrachten: Teste, wie sich das Verhältnis zwischen Figur und Raum verändert, wenn Linien durch Körperachsen oder Blickrichtungen verlaufen.
Sehgewohnheiten schärfen: Nimm dir Zeit, bestehende Fotos zu analysieren. Wo verlaufen Achsen? Welche Linien führen? Welche unterbrechen? Das trainiert das gestalterische Auge – auch jenseits des Sucherrasters.
Raster im #Editorial #Design und #Typografie – Struktur, die führt und Freiraum lässt
Ein gutes Layout erkennt man nicht an der Struktur – sondern daran, wie es sich lesen lässt. Fließend. Ruhig. Ohne Widerstand. Und genau dafür braucht es ein Raster. Im Editorial Design ist das Raster keine technische Stütze im Hintergrund. Es ist Denkstruktur. Rhythmusträger. Raumhalter. Es hilft, Inhalte lesbar zu machen – nicht nur im Sinne von: »Wo steht der Text?« Sondern auch: Was geschieht dazwischen? Zwischen Absätzen? Zwischen Bild und Weißraum? Zwischen Gewicht und Leichtigkeit?
Spaltenraster, Grundlinienraster, modulare Systeme – alle haben ihre Berechtigung
Aber entscheidend bleibt: Passt das System zur Publikation? Zum Inhalt? Zum Rhythmus der Lektüre? Ich arbeite oft mit einem Zweispaltenraster und einer zusätzlichen Marginalienspalte. Der Haupttext bleibt klar gegliedert, während am Rand Platz entsteht – für Zitate, Hinweise, Querverweise. Diese schmale Spalte tut mehr, als man denkt. Sie strukturiert nicht nur. Sie atmet.
Ein durchlaufendes Grundlinienraster bringt zusätzlich Ordnung in die Fläche. Schriftgrößen, Absätze, Bildunterschriften – sie finden ihren Platz im Takt. Und der Leser? Merkt es kaum. Aber spürt es. Denn Lesbarkeit ist nicht nur Inhalt – sie ist auch Vertrauen in die Form.
Und dann kommt der Moment, in dem die Struktur weicht. Ein Einschub, der sich über beide Spalten legt. Ein Zitatkasten, der das Raster bricht. Ein Bild, das größer ist als gedacht. Wenn das Raster gut gesetzt ist, hält es solche Eingriffe aus – und hebt sie sogar hervor. Ein gutes Raster lebt nicht von Strenge, sondern von Elastizität. Es ist wiederverwendbar – ja. Aber niemals starr. Denn kein Text gleicht dem anderen. Kein Layout bleibt ewig gleich. Ordnung muss mitwachsen können. Sonst wird sie zur Fessel – nicht zur Haltung.
Praxistipp: Rasterwahl und Anwendung im Editorial Design
Raster nicht dem Format überstülpen: Entwickle das Rastersystem aus dem Inhalt heraus. Erst klären, was gezeigt werden soll – dann überlegen, wie viel Struktur es braucht. Marginalienspalten sinnvoll nutzen: Zusätzliche Spalten für Zitate, Hinweise oder begleitende Bildinhalte entlasten die Hauptspalte und erleichtern die Orientierung. Grundlinienraster prüfen: Stimmen Schriftgrößen, Zeilenabstände und Modulhöhen? Ein einfaches Rastermaß (zum Beispiel 4 oder 5 Millimeter) kann als durchgehender Taktgeber dienen.
Regelbruch bewusst planen: Wenn ein Gestaltungselement aus dem Raster ausbricht, sollte es visuell und inhaltlich begründet sein. Brüche wirken nur dort stark, wo Ordnung zuvor erkennbar war. Raster dokumentieren: Halte Rasterlogik, Maße und Varianten in einem begleitenden Gestaltungsdokument fest – das schafft Klarheit bei Folgeprojekten und in der Zusammenarbeit.
Raster in digitalen Anwendungen – Struktur für Bildschirmformate
Im Digitalen bleibt kaum etwas stehen. Oberflächen verschieben sich. Inhalte springen. Was eben noch auf einem Bildschirm funktionierte, wirkt 2 Geräte weiter plötzlich eng – oder leer. Ein Rastersystem, das hier bestehen will, muss mehr sein als Ordnung. Es muss beweglich denken. Tools wie #CSS Grid oder Flexbox helfen, diese Flexibilität zu gestalten. Sie ermöglichen modulare Layouts, variable Spalten und verschiebbare Elemente. Kein starres Gitter – sondern ein Netz, das sich mitbewegt.
In meiner Arbeit nutze ich ein 12 Spalten System auf einem 8 Pixel Basismodul. Klingt technisch – und ist es auch. Aber dahinter liegt mehr: ein visueller Takt. Alles greift ineinander: Text, Bild, Navigation. Es entsteht Kohärenz – auch wenn sich der Rahmen verändert.
Was daran besonders ist?
Das Raster wird nicht nur entworfen, sondern mitgeschrieben. Im Code. In der Struktur. In der Zusammenarbeit zwischen Design und Entwicklung. Vielleicht ist ein digitales Raster weniger eine Fläche – und mehr eine Verständigung.
Auch hier gilt: Wer die Ordnung kennt, darf sie verlassen. Eine Illustration, die in den Rand läuft. Ein Modul, das das Gitter auflöst. Eine Schaltfläche, die querliegt. Alles erlaubt – wenn es getragen ist vom System. Gerade im UI Design zeigt sich die stille Kraft des Rasters. Buttons, Teaser, Navigationen – sie alle folgen einem inneren Prinzip. Und genau deshalb funktionieren sie. Nicht, weil sie schön sind. Sondern weil sie auffindbar sind.
Ein gutes digitales Raster ordnet nicht nur. Es verbindet. Es übersetzt Gestaltung in Bewegung. Und vielleicht ist es am Ende genau das: Ein System, das mitwächst – weil es mitdenkt.
Praxistipp: Raster digital systematisch aufbauen
Basiseinheit festlegen: Lege ein modulares Maß fest (zum Beispie 8 oder 10 Pixel), auf dem Abstände, Schriftgrößen und Layoutmodule beruhen. So entsteht Kohärenz – auch im Code. Responsives Raster denken: Nutze ein 12 Spalten Raster als flexible Grundlage. Für kleinere Geräte lassen sich die Spalten dynamisch auf 6, 4 oder 1 Spalte reduzieren – bei gleichbleibender Struktur. Gestaltungsraster dokumentieren: Erstelle eine visuelle Übersicht mit typischen Modulen (zum Beispiel Text Teaser, Bildgalerie, Call to Action). Diese Dokumentation erleichtert die Abstimmung im Team. Visuelle Balance prüfen: Teste Layouts auf verschiedenen Geräten. Achte dabei nicht nur auf technische Funktionalität – sondern auch auf Weißraum, Hierarchie und Leserhythmus. Raster auch in UI Elementen anwenden: Buttons, Eingabefelder, Icons – auch sie profitieren von Rasterlogik. Einheitliche Höhen, Abstände und Platzierungen machen Interfaces konsistenter.
Flexibilität und Abweichung im Rastereinsatz – Regeln verstehen, um sie gezielt zu variieren
Ein Raster ist eine Einladung zur Ordnung – aber nicht zum Gehorsam. Es strukturiert, ja. Aber es kann mehr. Es erlaubt, davon abzuweichen. Und genau darin liegt oft sein größtes gestalterisches Potenzial.
Brüche im Raster sind kein Fehler. Sie sind Entscheidung. Ein sichtbarer Akzent. Eine bewusste Irritation. Eine Spannung, die entsteht, weil etwas nicht dem Gewohnten folgt. Aber diese Spannung funktioniert nur, wenn sie aus dem System heraus gedacht ist – nicht dagegen.
Ich greife gern zu solchen Mitteln. Zum Beispiel bei Editorial Strecken: Eine Zwischenüberschrift, die über den Rasterrand hinausläuft. Ein Zitatkasten, der in den Weißraum greift. Oder – wie bei der Kampagne »Solidarität 2025« – ein zentriert gesetzter Textblock auf einer Fläche, die sonst streng horizontal gegliedert war.
Warum funktioniert das? Weil der Kontrast nicht zufällig ist. Sondern gesetzt. Sichtbar. Begründet. Wie weit darf man gehen? So weit, wie der Inhalt es trägt. Und das Raster es aushält.
Auch im digitalen Raum funktioniert dieses Spiel. Eine Illustration, die in den Rand läuft. Ein Button, der außerhalb des Spaltensystems steht. Ein Modul, das sich querstellt – nicht um der Provokation willen, sondern weil es Aufmerksamkeit bündelt. Das Raster? Es bleibt spürbar. Im Hintergrund. Und genau darin liegt seine Stärke: Es trägt die Abweichung mit.
Das ist der Punkt.
Ein gutes System wird nicht schwächer, wenn man es bricht. Im Gegenteil: Es zeigt, dass es verstanden wurde. Dass man sich darin bewegen kann – mit Haltung. Mit Rückgrat. Abweichung ist kein Widerspruch zur Ordnung. Sie ist Teil davon. Wenn sie bewusst geschieht, wird sie lesbar. Und dann zeigt sich, was Gestaltung wirklich ist: Wahl – nicht Zufall.
Praxistipp: Raster gezielt variieren – nicht beliebig brechen
Raster zuerst vollständig anwenden: Nur ein durchdachtes System kann sinnvoll gebrochen werden. Erst wenn die Ordnung sichtbar ist, entfaltet die Abweichung ihre Wirkung. Gestalterischen Fokus festlegen: Entscheide gezielt, wo ein Bruch notwendig ist – etwa für eine zentrale Aussage, ein Zitat oder einen starken Einstiegspunkt. Kontrast nutzen, aber Anbindung wahren: Auch ein Element außerhalb des Rasters sollte sich visuell verankern – etwa durch Achsen, Fluchten oder wiederkehrende Abstände. Brüche begrenzen: Nutze Rasterabweichungen sparsam. Zu viele davon entwerten sich gegenseitig – und das Raster verliert seine Funktion. Dokumentieren und begründen: Halte fest, warum und wo das Raster verlassen wird. Das schafft Klarheit im Team – und sorgt für Konsistenz über Formate hinweg.
Zusammenfassung und praktische Anwendung – Raster als Werkzeug gestalterischer Klarheit
Rastersysteme gehören zu den leiseren Werkzeugen der Gestaltung. Sie drängen sich nicht auf. Und vielleicht liegt genau darin ihre Stärke: Sie machen Struktur erfahrbar – ohne sie auszustellen. Ordnung, die wirkt, ohne zu dominieren.
Ob Editorial Design, Fotografie oder digitale Anwendungen – Raster helfen, Inhalte zu gliedern, Lesbarkeit zu stärken, Entscheidungen sichtbar zu machen. Sie geben eine Richtung vor, lassen aber Raum für Variation. Nicht alles muss exakt sitzen. Aber alles sollte einen Grund haben. Ein Raster will nicht auffallen. Es will funktionieren. Es strukturiert, lenkt, führt – und hält sich zurück. Und gerade das macht es wertvoll. Denn gute Gestaltung braucht eine Basis – aber keine Bühne.
Was Raster geben?
Orientierung. Und genau die braucht Gestaltung, wenn sie klar bleiben soll. Offen. Beweglich. Lesbar.
Die Erfahrung zeigt: Ein gutes Rastersystem ist nie starr. Es wächst mit dem Inhalt. Mit dem Format. Mit dem Moment. Es erlaubt Brüche – und hilft, sie zu begründen. In meiner Arbeit sind Raster keine fertigen Lösungen. Sie sind Werkzeuge. Sie entstehen aus dem Denken über ein Projekt – nie davor. Sie helfen, Grundlagen sichtbar zu machen: zur Ordnung, zur Offenheit, zum Verhältnis von Fläche und Inhalt.
Was also bleibt?
Ein gutes Raster ist kein Gitter. Es ist eine Struktur, die trägt – auch dann, wenn sie verlassen wird. Es führt mit. Es antwortet. Es denkt mit. Und vielleicht ist es am Ende wie mit Architektur: Man spürt, wenn das Fundament stimmt. Selbst wenn man es nie sieht.
Praxistipp: Rastersysteme dokumentieren und weiterentwickeln
Gestaltungssysteme sichtbar machen: Erstelle zu jedem Projekt eine Rasterdokumentation – mit Spaltenstruktur, Zeilenraster, Modulgrößen und Rändern. Das schafft Klarheit für dich – und andere. Verwendung über Medien hinweg planen: Nutze das gleiche Rasterprinzip für Print und Digital – strukturell verwandt, aber angepasst. So entsteht visuelle Kontinuität. Feedback einholen und testen: Lass andere dein Layout mit eingeblendetem Raster betrachten. Wo trägt es? Wo wirkt es starr? So lernst du, wie das Raster tatsächlich wirkt. Rasterreflexion als Teil der Gestaltung verstehen: Nimm dir bewusst Zeit am Projektende: Was hat funktioniert? Wo war mehr Spielraum nötig? Solche Einsichten helfen – für den nächsten Entwurf.
Abschließende Worte
Ein Raster ist mehr als ein Regelwerk. Es strukturiert – ja. Aber es zwingt nicht. Es unterstützt, ohne starr zu führen. Gerade in einer gestalterischen Gegenwart, die von Vielschichtigkeit und Veränderung geprägt ist, zeigt sich sein Wert besonders deutlich: Ein Raster hilft, Entscheidungen nicht nur zu treffen – sondern sie sichtbar zu machen. Nachvollziehbar. Lesbar. Tragfähig.
Wer mit Rastersystemen arbeitet, gestaltet nicht nur Flächen. Er – oder sie – entwirft auch eine innere Ordnung: zur Gewichtung, zur Lesbarkeit, zur Vermittlung von Inhalten im Raum. Ordnung ist dabei kein Selbstzweck. Sie ist ein Angebot – für Klarheit, Vergleichbarkeit, Orientierung. Raster, die gut durchdacht sind, bieten genau das. Sie geben Sicherheit – und eröffnen Spielräume. Sie halten die Gestaltung zusammen, ohne sie festzuhalten. Und wenn sie wirklich funktionieren, dann tun sie das leise: Sie denken mit. Im Hintergrund. Unaufdringlich – aber entscheidend.
Vielleicht merkt man ein gutes Raster am ehesten dort, wo man es nicht sieht aber etwas plötzlich stimmt.
Glossar – Fachbegriffe von A bis Z
8 Pixel Basismodul
Maßeinheit im digitalen Design: Alle Elemente basieren auf Vielfachen von 8 Pixeln. Das sorgt für klare Proportionen, Wiedererkennbarkeit und technische Konsistenz – besonders im responsiven Webdesign.
CSS #Grid
Zweidimensionales Raster Layoutsystem in CSS. Es ermöglicht die präzise Platzierung von Inhalten in Spalten und Zeilen – Grundlage vieler moderner Weblayouts.
Drittelregel
Gestaltungsprinzip in der Fotografie: Das Bild wird gedanklich in 9 gleich große Felder geteilt. Wichtige Motive werden an den Schnittpunkten platziert – für mehr Spannung und Ausgewogenheit.
Flexbox
CSS Werkzeug für eindimensionale Anordnung (horizontal oder vertikal). Flexibel einsetzbar für Layoutstrukturen, insbesondere bei responsiven Designs.
Gestaltungsraster
System aus Spalten, Zeilen oder Modulen. Es hilft, Inhalte visuell zu ordnen, Abstände zu definieren und Gestaltungselemente konsistent zu strukturieren.
#Grundlinienraster
Einheitliches Zeilenraster, das auf der Textzeilenhöhe basiert. Es sorgt für harmonische Ausrichtung von Textblöcken und verbessert die Leserlichkeit in #Print und #Digital.
Layoutsystem
Gesamtheit aller visuellen Gestaltungsregeln eines Projekts – etwa Raster, Farbdefinitionen, Typografie, Bildsprache. Es bildet die gestalterische Grundlage für konsistente Anwendungen.
Leserhythmus
Die visuelle Dynamik, mit der ein Text wahrgenommen wird – beeinflusst durch Zeilenlänge, Abstand, Rasterführung und Weißraum. Ziel: ruhiger, angenehmer Lesefluss.
Marginalienspalte
Zusätzlicher Randbereich im Layout. Dient zur Platzierung von Zitaten, Randnotizen, Querverweisen oder gestalterischen Ankern neben dem Haupttext.
Mattscheibenraster
Hilfslinien auf der Mattscheibe analoger Kameras. Unterstützen beim bewussten Bildaufbau – vor allem bei #Mittelformatkameras.
Modulares Raster
Raster mit horizontalen und vertikalen Teilungen. Es erzeugt gleich große Module, die flexibel gefüllt werden können – besonders bei komplexen Layoutstrukturen hilfreich.
Rasterbruch
Bewusste Abweichung vom vorgegebenen Raster. Wird genutzt, um Aufmerksamkeit zu lenken, Kontraste zu setzen oder Inhalte hervorzuheben – vorausgesetzt, die Abweichung ist gestalterisch begründet.
Rasterlogik
Gedankliches Konstrukt hinter einem Raster. Bezieht sich auf Maßverhältnisse, Abstände, Spaltenanzahl und gestalterische Entscheidungen – die das System funktional und verständlich machen.
Rastersystem
Oberbegriff für visuelle Ordnungssysteme. Sie dienen dazu, Inhalte zu gliedern, Beziehungen sichtbar zu machen und einheitliche Gestaltung über Medien hinweg zu ermöglichen.
#Responsive Design
Konzept der Webgestaltung: Inhalte passen sich automatisch an unterschiedliche Bildschirmgrößen an – Rasterstrukturen werden dafür dynamisch angepasst.
Satzspiegel
Definierter Bereich einer Seite, in dem Text und Bild erscheinen. Der Satzspiegel liegt innerhalb der Seitenränder und orientiert sich an Rastermaßen und Gestaltungsregeln.
Spaltenraster
Rasterstruktur, die eine Fläche vertikal in Spalten gliedert. Grundlage für viele Editorial und Weblayouts – je nach Format mit 2, 3, 6 oder 12 Spalten.
Technisches Raster
Strukturierte Anordnung im Code (zum Beispiel #HTML, #CSS), die das visuelle Raster digital umsetzt – zentral im Frontend Design und in der Zusammenarbeit zwischen Design und Entwicklung.
Typografische Hierarchie
Gestalterisches Prinzip: Textinhalte werden durch Größe, Gewichtung, Position und Zwischenräume nach Relevanz gestuft – zur besseren Orientierung für die Leser.
Visuelle Hierarchie
Grundregel der Gestaltung: Elemente werden entsprechend ihrer Bedeutung platziert – etwa durch Größe, Farbe oder Position im Raster – um Inhalte gezielt wahrnehmbar zu machen.
#Weißraum
Bewusst freigelassene Fläche im #Layout. Er verbessert die Lesbarkeit, schafft Ruhe und strukturiert Inhalte, ohne selbst Inhalt zu sein.